Diesen Brennstoffzellenbus hat die DVG im Jahr 2022 getestet

100 Wasserstoffbusse für die DVG

Ende November 2022 beschloss der Duisburger Stadtrat den entscheidenden Schritt zur Transformation zu einem komplett emissionsfreien ÖPNV in Duisburg: Unsere komplette Dieselbusflotte soll auf Wasserstoffantrieb umgestellt werden. Bis zum Jahr 2030 sollen 100 Brennstoffzellenbusse inklusive der zugehörigen Tankstellen- und Werkstattinfrastruktur beschafft werden. Nach der jetzt erfolgten Auftragsvergabe wird mit einer Lieferung der elf Solobusse bis Ende 2024 und der 14 Gelenkbusse bis Ende 2025 gerechnet.

Die ersten 25 Wasserstoffbusse sind inzwischen bestellt. Die Firma Solaris hat sich bei der Ausschreibung durchgesetzt und am 11. Juli den Zuschlag erhalten. Der Bushersteller wird elf Solobusse vom Typ Solaris Urbino 12 hydrogen und vierzehn Gelenkbusse vom Typ Solaris Urbino 18 hydrogen an uns liefern. Insgesamt planen wir mit einer Anfangsinvestition von rund 20,5 Millionen Euro für die 25 Fahrzeuge. Wir erhalten dafür Fördermittel vom VRR und erwarten eine Gesamtförderung von etwa 6,8 Millionen Euro.

Auf dieser Seite haben wir die wichtigsten Informationen zum Projekt Wasserstoffbusse zusammengestellt:


Wasserstoffbusse mit neuester Technologie

Die bestellten Fahrzeuge werden mit Wasserstoff betrieben, der gasförmig in den auf dem Fahrzeugdach platzierten Tanks gespeichert wird. Die elektrische Energie wird durch umgekehrte Elektrolyse erzeugt und dann dem Elektro-Antrieb direkt zugeführt. Die einzigen Nebenprodukte dieses Prozesses sind Wärme und Wasserdampf. In jedem Bus werden ultramoderne Brennstoffzellenmodule mit einer Leistung von 70 Kilowatt und 100 Kilowatt verwendet. Der Antrieb besteht aus Traktionsmotoren mit jeweils 160 Kilowatt (Solowagen) und 240 Kilowatt (Gelenk) Leistung. Mit einer Tankfüllung erzielen die Busse eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern.

Im März 2024 haben die Projektverantwortlichen der DVG gemeinsam mit einem Expertenteam des Busherstellers Solaris das erste Vorserienfahrzeug, einen Solobus vom Typ Solaris Urbino 12 hydrogen einer gründlichen Überprüfung unterzogen. So können gegebenenfalls mögliche Problempunkte identifiziert werden, die in der Serienproduktion von vorneherein vermieden werden. Wir freuen uns sehr, dass das Ergebnis der Prüfung positiv ausgefallen ist.

Über den Wasserstoff

Im April 2024 hat die DVG mit Air Liquide einen Liefervertrag über erneuerbaren Wasserstoff geschlossen. Unsere ersten elf Wasserstoffbusse werden noch im Jahr 2024 mit erneuerbarem Wasserstoff von Air Liquide betrieben und mittels einer mobilen Tankstelle befüllt werden. Diese wird in dieser Form erstmals in Deutschland eingesetzt und ermöglicht eine ortsunabhängige Betankung von Nutzfahrzeugen.

Dabei produziert Air Liquide den Wasserstoff in seiner neuen PEM-Elektrolyse-Anlage “Trailblazer”, die aktuell in Oberhausen in der Inbetriebnahmephase ist. Das Vorzeigeprojekt wird mit erneuerbarem Strom aus einem Windpark betrieben und spaltet Wasser emissionsfrei in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff auf.

Andreas Gutschek, Vorstand Infrastruktur und Digitalisierung der DVG sagt dazu:

„Wir haben uns zum Ziel gesetzt, ab dem Jahr 2030 CO2-frei unterwegs zu sein. Mit dieser Transformation werden wir einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz und zur Steigerung der Lebensqualität in Duisburg leisten. Die Partnerschaft mit Air Liquide und die Bereitstellung von erneuerbarem Wasserstoff für unsere neuen Wasserstoffbusse ist dabei ein wichtiger Schritt zu einer klimafreundlichen Mobilität. In den kommenden Jahren werden wir in Duisburg eine stationäre Wasserstoff-Tankstelle errichten, mit der dann weitere Busse betankt werden können”

Air Liquide bleibt seiner Mission verpflichtet, innovative Technologien voranzutreiben und nachhaltige Lösungen für die Mobilität von morgen anzubieten. Gleichzeitig profitiert das Rhein-Ruhr-Gebiet von einer belastbaren Wasserstoffverteilungs-Infrastruktur und ist deshalb besonders gut für den Einsatz von mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeugen geeignet.


So werden die DVG-Wasserstoffbusse aussehen

„Beim Grunddesign der Busse haben wir uns für das Design der jetzigen Busflotte entschieden“, sagt Daniel Skara, Projektleiter für alternative Antriebe. „So kann man die Fahrzeuge direkt der DVG zuordnen und zugleich haben die unterschiedlichen DVG-Busse eine optische Gemeinsamkeit.“ Die Busse sind weiß und am unteren Fahrzeugrand mit einem roten Streifen versehen. Neu ist bei den Wasserstoffbussen, dass die Ränder der Radkästen auch rot eingefärbt sind. „Das hat einen praktischen Grund. Falls nach einem Unfall oder bei Instandhaltungsarbeiten Teile ausgetauscht werden müssen, reduziert das bei dieser Bauweise den Aufwand, da nur in einer Farbe lackiert werden muss“, sagt Daniel Skara.

Bis die Busse auf den Straßen Duisburgs zu sehen sind, werden sie zusätzlich noch mit einer Sonderbeklebung versehen, die deutlich darauf hinweist, dass es sich es um Wasserstoffbusse handelt.

Komfortable und sichere Ausstattung, mobilitätseingeschränkte Fahrgäste im Blick

  • In den vollklimatisierten Bussen empfängt die Fahrgäste ein freundlicher Innenraum.
  • Beim Fußboden haben wir uns für den gleichen Boden wie bei den Elektrobussen in Holzoptik entschieden.
  • Die Haltestangen sind in rot gefärbt, was insbesondere seheingeschränkten Personen bei der Orientierung hilft.
  • Außerdem können sich die Fahrgäste über USB-Anschlüsse im Businnenraum freuen.
  • Besonders im Blick haben wir mobilitätseingeschränkte Fahrgäste: Im Bereich der zweiten Tür verfügen die Busse über gleich zwei Sondernutzungsflächen in Fahrtrichtung links und rechts für Rollstühle und Kinderwagen.
  • Für weitere Fahrgäste sind in diesen Bereichen Klappsitze vorgesehen.
  • TFT-Bildschirme informieren die Fahrgäste über den Haltestellenverlauf.
  • Der Fahrpersonalarbeitsplatz ist ebenfalls komfortabel ausgestattet, unter anderem durch eine Klimatisierung, einen ebenfalls klimatisierten Sitz mit Lordoseunterstützung und einen elektrisch verstellbaren Innenspiegel. Sicherheit vermittelt eine Fahrpersonalkabinentür.
  • Fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme warnen das Fahrpersonal, wenn Menschen zu Fuß oder auf dem Fahrrad in der Nähe des Fahrzeugs auftauchen.
  • Eine Videoüberwachungsanlage sorgt für zusätzliche Sicherheit.

Mit neuen Bussen soll der ÖPNV in Duisburg attraktiver werden, sodass mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen, die Umwelt entlastet wird und eine lebenswertere Stadtumgebung durch reduzierten Lärm und Vermeiden von lokalen Emissionen entsteht.


Fragen & Antworten zur Beschaffung

Mit dem Saubere-Straßenfahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz (SaubFahrzeug-BeschG), das am 02.08.2021 in Kraft getreten ist, hat der deutsche Gesetzgeber die europäischen Vorgaben der Clean-Vehicles-Directive(CVD) verbindlich in deutsches Recht umgesetzt.
Somit sind wir als öffentlicher Auftraggeber ab August 2021 gesetzlich dazu verpflichtet, bei Busbeschaffungen 45 % „saubere“ Fahrzeuge einzukaufen. Damit sind Busse gemeint, die alternative Energie- und Antriebskonzepte beinhalten. Die Hälfte muss sogar vollständig emissionsfrei sein. Für Busse, die ab dem Jahr 2026 beschafft werden, erhöht sich diese Quote auf 65 %.

Schon im März 2022 hat der Rat der Stadt Duisburg der Beschaffung von 10 Brennstoffzellenbussen inklusive einer skalierbaren Tankstellen- und Werkstattinfrastruktur zugestimmt. Die Entscheidungsgrundlage war eine Studie aus dem Jahr 2021. Das Projekt soll laut Plan bis zum Ende des Jahres 2025 umgesetzt sein und die neuen Brennstoffzellenbusse sollen ab dem Jahr 2026 im Linienbetrieb eingesetzt werden. Neben den oben genannten Punkten zu den Vorteilen für die Umwelt sollen die neuen Busse auch zum Erreichen der Klimaziele beitragen, indem z. B. Strom bzw. Wasserstoff aus der Region genutzt und weitere städtische Akteure eingebunden werden.

Die Elektrobusse, die seit März 2022 auf der Linie 934 fahren, werden so lange wie möglich im Einsatz bleiben. 
Für die weitere Beschaffung ist die Wahl auf Brennstoffzellenbusse auf Grundlage einer Studie getroffen worden. Zusammen mit den Expertinnen und Experten der EMCEL GmbH haben wir verschiedene Optionen einer Umstellung auf Brennstoffzellenbusse untersucht und bewertet. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass der Einsatz von Brennstoffzellenbussen im Vergleich zu anderen Antriebsarten technologische, wirtschaftliche und ökologische Vorteile bietet. Sie berücksichtigt dabei die für den Standort Duisburg (Logistik-Drehscheibe, Industriestandort, Wasserstoff-Kompetenzzentrum, Topographie etc.) und uns relevanten Einflussgrößen. Dabei wurde die spezifische Duisburger Situation betrachtet, daher sind die Ergebnisse nicht auf andere Städte oder Verkehrsgesellschaften übertragbar.

Im Rahmen der Studie batterieelektrische mit Brennstoffzellenbusses verglichen und es kam heraus, dass der Betrieb mit Brennstoffzellenbussen einen Kostenvorteil gegenüber den Elektrobussen aufweist. Das liegt beispielsweise an der kostengünstigeren Infrastruktur, weil der Studie zufolge keine Anpassung der Netz-Infrastruktur notwendig ist. Zudem sei die Reichweite der Brennstoffzellenbusse mit der heute eingesetzter Dieselfahrzeuge vergleichbar.
Darüber hinaus würde beim Einsatz von grünem Wasserstoff bei Brennstoffzellenbussen geringere CO2-Emissionen erzielt als bei mit Grünstrom betriebenen batterieelektrischen Bussen mit fossilem Zusatzheizer. Jeder Brennstoffzellenbus bei Einsatz von grauem Wasserstoff spare im Vergleich zu herkömmlichen Dieselbussen durchschnittlich ca. 16,5 Tonnen an lokalen CO2-Emissionen pro Jahr ein. Bei der Verwendung von grünem Wasserstoff liegt die Einsparung gegenüber Dieselbussen sogar bei rund 89,1 Tonnen CO2 je Bus und Jahr.

Basierend auf den derzeitigen Erkenntnissen im Blick auf Technologievorteil und Wirtschaftlichkeit stellt der Studie zufolge der Einsatz der Brennstoffzellenbusse mit dem Energieträger Wasserstoff einen sinnvollen und ökologischen Technologiewechsel für unsere bestehende Diesel-Busflotte dar.

In der Studie wurden vertrauliche betriebswirtschaftliche Daten der DVG berücksichtigt, daher kann sie nicht veröffentlicht werden. Für Fragen zum Studienlayout oder den angewandten Verfahren ist der Verfasser der Studie, die EMCEL GmbH, ansprechbar. ​